Wie intensiv habt ihr euch schon mal mit Klimaaktivismus beschäftigt? Habt ihr eine Idee davon, was gerade junge Menschen antreibt, sich mit extremen Aktionen Aufmerksamkeit zu verschaffen, um auf die schlimme Situation der Welt hinzuweisen? „Climate Action – Wie weit wirst du gehen“ von Christian Linker erforscht diese Fragen aus der Sicht Jugendlicher. Inger vom Schulbuchteam der KBM hat es gelesen und für euch rezensiert. Dieses Buch ist Teil des Schulprogramms der Klimabuchmesse 2024 und wird am 22.03.24 um 10:30 Uhr in Halle 5 vorgestellt.

Anregende und spannende Mischung

Der Jugendroman „Climate Action“ von Christian Linker ist eine interessante Mischung aus Tagebucherzählung und interaktivem Entscheidungsroman in der Du-Perspektive. Genau das macht den Reiz dieses Buches aus: In der ersten Hälfte der Geschichte erhalten die Lesenden mit Hilfe von Tagebucheinträgen einen Einblick in die Gedanken und Gefühlswelt der Schülerin Pauline, die zu einer radikalen Klimaaktivistin wird. In der zweiten Hälfte kann man selbst entscheiden, wie die Handlung weitergehen soll (genau wie in der beliebten 1000-Gefahren-Reihe, die mit „Die Insel der 1000 Gefahren“ 1976 begann).

Jemand findet ein Tagebuch und liest es

Die Geschichte ist in der Du-Form geschrieben. Ein männlicher Jugendlicher bekommt von einem gehetzt wirkenden Mädchen in der Straßenbahn ein Tagebuch in die Hand gedrückt, bevor es fluchtartig die Bahn verlässt. Zu Hause angekommen liest die Hauptperson im Tagebuch der ihm unbekannten Pauline. Ihre handschriftliche Erzählung beginnt harmlos mit einem unfreiwilligen Schulreferat gemeinsam mit ihrem Mitschüler Sadiq über die Klimakrise und die Handlungsmöglichkeiten von Jugendlichen. Daraus erwächst bei Pauline und Sadiq aber die gemeinsame Idee, aus den Reifen des Lehrer-SUVs die Luft rauszulassen. Damit wollten sie ihn dafür bestrafen, dass man in der Schule nur klug daherredet und dann doch nicht handelt. Bei dieser Aktion bleibt es aber nicht, vor allem, weil sich ihnen die neue Mitschülerin Vic anschließt. Ihre Eltern haben eine Textilfabrik, sind ziemlich reich und handeln in den Augen ihrer Tochter verantwortungslos gegenüber der Gesellschaft und dem Klima. Mit Vic werden die nächsten Aktionen der kleinen Klimaaktivismusgruppe „TooHot“ deutlich radikaler. Und dann hat Vic eine neue Idee …

Mitmachen und selbst entscheiden

Ab diesem Zeitpunkt bestimmt nun der oder die Lesende, wie es weitergeht:

„Du schaust auf die Uhr. Es ist kurz nach elf. Heute geht nicht mehr viel. Wobei – Pauline ist sicherlich wach. Vermutlich wartet sie sogar seit Stunden auf deinen Anruf. Du schaust wieder auf die Handynummer, dein Zeigefinger fährt an den Ziffern entlang. Ein bisschen Wut kommt in dir auf. Pauline zwingt dich, eine Entscheidung zu treffen. Ob du willst oder nicht. Sie hat dich in die Sache mit TOO HOT hineingezogen, das wird dir klar.“

Nun bestehen in dem Mitmachbuch mehrere Möglichkeiten. Das Mithandeln der Lesenden spannt sich von der Verhinderung radikalerer Taten (Einschalten der Polizei) zum Mitmachen, indem Kontakt zur Gruppe aufgenommen wird.

Fesselnde Erzählung des Radikalisierungsprozesses

Das Buch „Climate Action“ schafft es durch die Form einer Tagebucherzählung, den Lesenden mitzunehmen. Die Gedanken und Gefühle der einen Hauptfigur Pauline zur Entstehung der Klimaaktivismusgruppe „TooHot“ kann man lesend immer sehr gut nachvollziehen. Zwischen den Tagebucheinträgen erfährt man die Gedanken und Einschätzung des Tagebuchlesers in der Rahmenhandlung. Schritt für Schritt wird so dargestellt, wie sich die Aktionen gegen die Klimakrise ändern und radikaler werden. Dieser Radikalisierungsprozess ist fesselnd erzählt und die Du-Erzählperspektive der Rahmenhandlung und die subjektive Sprache der Tagebucheinträge sorgen für ein emphatisches Einfinden in die Innenwelt der Protagonisten. Die zweite Romanhälfte hat durch ihre Interaktivität ihren Reiz, weil man nun auch aktiv über den Fortgang der Handlung entscheidet und sehen kann wohin die Handlungen führen.

Spannende Auseinandersetzung mit politischem Aktivismus

Das Buch bietet die Darstellung verschiedener Perspektiven zum politischen Aktivismus und Jugendliche können dadurch auch ihre eigene Position finden. Quasi nebenher erfahren sie Informationen über die Klimakrise und Auswüchse des globalen Wirtschaftssystems, wie zum Beispiel der „Fast Fashion“-Industrie.

Empfohlen ab 12 Jahren.

„Climate Action“ von Christian Linker ist 2023 beim Thienemann-Esslinger-Verlag erschienen. In der Leseprobe könnt ihr einen Blick ins Buch werfen.

Weitere Klimabuch-Tipps findest du in unserer Klimabuchliste.