Wer hat schon noch Zeit für Gefühle, wenn das Klima unaufhaltsam seinen Kipppunkten entgegenrast? Aber müssen wir nicht – selbst wenn die Lage ernst ist – auch auf uns selbst achten, Tag für Tag? Denn auch dem Klima ist es nicht geholfen, wenn wir verzweifeln. Die Buchbloggerin Antje Tomfohrde hat das Buch „Klimagefühle“ der beiden Gründerinnen von Psychologists for Future, Lea Dohm und Mareike Schulze, gelesen und für uns rezensiert:
Viele Gefühle zum Klima
Auf das Buch von Lea Dohm und Mareike Schulze habe ich seit der ersten Ankündigung gespannt gewartet. Schließlich habe ich selbst zahlreiche Klimagefühle. Das Gefühl der Ohnmacht, hilflos politischen Entscheidungsträgern ausgeliefert zu sein oder das Gefühl, in Diskussionen Parallelwelten zur eigenen zu entdecken, weil ich mich zur Klimakrise anders äußere als erwartet und trotzdem nicht den Mut verlieren will. Deshalb ist so ein Buch wichtig für alle, die sich näher mit dem Thema Klimakrise beschäftigen und damit, was man als einzelne Person tun kann, um die CO2-Emissionen so zu begrenzen, dass wir das 1,5-Grad-Ziel der Erderwärmung bis 2050 noch halten können.
„Such dir Menschen und Gruppen, die dich in Klimasachen verstehen und auffangen! Dies ist auch dahingehend nützlich, dass andere Beziehungen dann besser aufrechterhalten werden können, weil du Klimathemen an anderer Stelle besprechen und dort mit anderen Menschen teilen kannst.“
In diesem Fall ist Reden Gold
Was macht man in einem solchen Fall mit seinen Gefühlen? Ungute Gefühle gehören zum Leben. Es ist angesichts der Bedrohung durch die Klimakrise kein Wunder, dass sie aufkommen. Also lasst uns darüber reden, reden, reden und das geht in einer Gemeinschaft besser, in der die anderen diese Gefühle auch verstehen. Hier gilt ganz gewiss: Zusammen ist man weniger allein. Oft reicht das schon als Impuls, um weitermachen zu können.
Der Umgang mit Frustrationen
Das Buch bleibt selbstverständlich nicht bei diesem Ratschlag stehen. Es vermittelt viel Wissen über die Gefühle, die im Zusammenhang mit der Klimakrise auftauchen können. Diese Gefühle sind ja nichts Greifbares, sondern Ausdruck einer Entwicklung, die im besten Falle dahin führt, dass wir die Erderwärmung noch eindämmen können. Aber was, wenn nicht und was, wenn wir frustriert sind, weil sich nichts bewegt und schon über Kleinigkeiten wie ein Tempolimit kein Konsens zustande kommt, weil persönliche Eitelkeiten wichtiger sind? Da zweifelt man doch zwischendurch an allem.
Radikale Akzeptanz
Die Autorinnen zeigen, wie wichtig es ist, sich diesen Gefühlen zu stellen. Sie erklären in diesem Zusammenhang das Konzept der radikalen Akzeptanz. Dabei ziehen sie auch ihr persönliches Erleben heran und beschreiben ihre eigenen Gefühle und Ängste als junge Mütter. Kinder und die Klimakrise werden in einem eigenen Kapitel noch einmal genau beleuchtet, denn Kinder sind diejenigen, die die Klimakrise und die Folgen unseres Handelns bzw. Nichthandelns mit voller Wucht abbekommen werden. Für Eltern ein hilfreiches Kapitel.
„Dabei ist die Klimakrise insbesondere auch eine Krise der Kinderrechte. Kinder können nicht wählen, sondern sind abhängig von den Entscheidungen der Verantwortlichen, die wiederum von Erwachsenen gewählt wurden.“
Hilfreicher Begleiter für engagierte Menschen
„Klimagefühle“ ist ein Ratgeber, ein Erfahrungsbericht und ein Mut-mach-Buch. Es stellt nicht nur die Erfahrungen der beiden Autorinnen vor, sondern auch die vieler Menschen, die sich stark in der Klimabewegung engagieren. Wie gehen diese Menschen mit ihren Klimagefühlen um, mit Frust, Wut, Verzweiflung? Was macht sie so stark, dass sie trotzdem weitermachen? Bei vielen ist es die Hoffnung und die Gemeinschaft, sie stärkt das Gefühl, nicht allein zu sein. Gemeinschaft ist etwas, das unserer Spezies schon immer geholfen hat, so hoffentlich auch dieses Mal.
Im Buch werden viele Facetten der Klimagefühle angesprochen. Es ermutigt, diese zu nutzen, um etwas Gutes daraus entstehen zu lassen.
Lea Dohm und Mareike Schulz: „Klimagefühle -Wie wir an der Klimakrise wachsen, statt zu verzweifeln.“ Erschienen bei Droemer-Knaur 2022, 272 Seiten. Hier könnt ihr in das Buch reinlesen.
Weitere Klimabuch-Tipps findest du in unserer Klimabuchliste.