Cordula Weimann ist Gründerin der «Omas for Future». In ihrem 2024 bei Scorpio erschienenen Buch „Omas for Future, Handeln! Aus Liebe zum Leben“ schildert sie ihren eigenen Weg aus der Passivität hin zum Handeln. Sie beschreibt, wie Klimaschutz durch große Konzerne ausgebremst wurde und wird und worauf wir durch mangelnden Klima- und Naturschutz jeden Tag verzichten. Die Redakteurin und Rechtsanwältin Luisa Milazzo stellt das Buch für die Klimabuchmesse vor.
Das eigene Verhalten ändern und so die Welt verändern.
Aktivismus statt Ruhestand
Eigentlich wollte Weimann sich im Alter für die viele Arbeit als Unternehmerin in den vorangegangenen Jahrzehnten belohnen und sich genauso verhalten, wie viele andere Menschen aus der Generation der Babyboomer – konsumieren, reisen, reichlich CO2 ausstoßen. Doch es kam anders: 2019 gingen die Fridays for Future in Massen auf die Straße und in der Zeitung tauchte das Bild einer Frau mit einem Schild auf: «Omas for Future».
Sie konnte nicht länger das Vertrauen ihres Enkelkindes enttäuschen und durch ihr tägliches Verhalten dessen Zukunft gefährden. Alles begann mit der Website www.omasforfuture.de. Weimann füllte diese zunächst als Einzelkämpferin mit Inhalt, doch schon bald schlossen sich viele Menschen ihrer Generation an.
Omas (und Opas) können viel bewirken
Menschen über 50 stellen in Deutschland 56 % der Wahlberechtigten und sitzen in einflussreichen Positionen. Sie entscheiden über die Zukunft der jüngeren und künftigen Generationen. Es macht einen großen Unterschied, ob sie sich in großen Häusern oder Wohnungen ein schönes Leben machen, durch die Welt fliegen und Kreuzfahrten machen, oder ob sie ihr eigenes Verhalten verändern und politisch aktiv werden, um die Lebensgrundlagen der Menschheit zu bewahren. Heutige «Omas» entsprechen nicht dem Klischee der gebrechlichen hilfsbedürftigen Alten, sondern stehen mitten im Leben.
Feministische Perspektive
Bei den «Omas for Future» sind auch Männer aktiv. Der Name steht nicht für einen reinen Zusammenschluss von Frauen, sondern laut Weimann für eine feministische Perspektive auf die Politik und die Wirtschaft. Darunter versteht sie eine Perspektive, die nicht allein der Vernunft, sondern auch dem Fühlen Raum gibt.
Beim eigenen Verhalten ansetzen
Zum Ansatz der «Omas» gehört es, nicht nur von der Politik und der Wirtschaft Veränderung einzufordern, sondern auch beim eigenen Verhalten anzusetzen: Bei der Ernährung, bei der Energieversorgung und beim Konsum. Sie veranstalten z.b. Solarpartys und informieren über die «planetary health diet», eine Ernährungsweise mit verringertem Fleischkonsum, die sowohl für die Einzelnen als auch für den Planeten gesund ist.
Die Rolle großer Wirtschaftsunternehmen als Klimaschutzbremser
Wer die Werbekampagne „Beyond Petroleum“ des britischen Mineralölunternehmens BP kennt, weiß: Mit CO2-Rechnern zur Berechnung der persönlichen CO2-Emissionen Einzelner kann die Wirtschaft von der eigenen Verantwortung ablenken. Weimann geht in ihrem Buch viel auf den persönlichen CO2-Fußabruck ein. Ist sie etwa auf die Taktik von BP hereingefallen?
Zunächst vielleicht, aber Weimann hat schnell erkannt: Der eigene Anteil ist bedeutsam, aber in Deutschland ist es kaum möglich ist, den persönlichen CO2-Ausstoß auf unter 5 Tonnen pro Jahr zu reduzieren.
„Ich konnte es in Deutschland und ähnlichen Wohlstandsländern gar nicht verhindern, auf Kosten anderer, auf Kosten meiner Kinder zu leben.“ stellt Cordula Weimann fest.
Ein eigenes Kapitel widmet sich der Rolle der Konzerne: Sie hätten Klimaschutz gezielt ausgebremst, um die eigenen Profite mit fossilen Energien abzusichern.
„Finanzielle Macht hat den einst guten Ansatz der Lobbyarbeit ausgehebelt.“, fasst Weimann zusammen. Großunternehmen hätten schlicht mehr finanzielle Ressourcen, um auf politische Entscheidungen Einfluss zu nehmen als z.B. Umweltverbände und gemeinnützige Vereine.
Verzicht auf Klimaschutz ist Verzicht auf ein gutes Leben heute
Immer wieder wird uns suggeriert, Klimaschutz bedeute vor allem Verzicht, z.B. aufs Autofahren oder auf Fleisch. Weimann beschreibt stattdessen, worauf wir ohne wirksamen Klimaschutz schon heute verzichten, z.B. auf gesunde Ernährung oder saubere Luft. Anhand positiver Beispiele im hier und jetzt macht Weimann Lust auf eine gute Zukunft, z.B. wenn sie solidarische Landwirtschaft in Leipzig beschreibt oder die guten Erfahrungen ihrer Tochter im fahrradfreundlichen Kopenhagen.
Trotz Wut: Dafür statt dagegen
Es steht schlimm um unsere Welt, persönliche Verhaltensänderung reicht nicht aus, um uns Menschen zu retten und es ist eine himmelschreiende Ungerechtigkeit, dass Reiche auf Kosten aller anderen leben können. Die Erkenntnis, dass unsere Zukunft für Geld geopfert wird, macht wütend – auch Cordula Weimann. Aber sie bleibt nicht bei der Wut stehen und plädiert dafür, für eine gute Zukunft einzutreten, statt immer „dagegen“ zu sein.
„Sind wir aktuell eine Demokratie, die sich vor allem im «Dagegen» zeigt? So kann Zukunft nicht gelingen.“ gibt uns Weimann mit. Die Omas for Future beschreibt sie als «aktive Mitgestalter einer lebenswerteren, menschengerechteren, gesünderen und grüneren Zukunft» .
Mit Weimann gesprochen: „Wir gestalten Zukunft. Das kannst Du auch. Fang einfach an!“
„Omas for Future, Handeln! Aus Liebe zum Leben“ von Cordula Weimann. Scorpio Verlag, 2024, 240 Seiten.
ISBN 978-3-95803-594-2
Das Buch ist hier zu finden auf der Webseite des Verlags.
Weitere Klimabuch-Tipps findest du in unserer Klimabuchliste.