Wissenschaft, Erfahrungen und Anleitung
Das Buch des Autor*innenkollektivs vom Wandelwerk ist als gefördertes Erasmusprojekt entstanden. Es ist eine Mischung aus wissenschaftlicher Arbeit, Erfahrungsbericht und praktischer Anleitung zur Selbstreflexion. Gemacht ist es als Werkzeug für einzelne Menschen und für Gruppen, die sich für Klimaschutz engagieren oder engagieren wollen.
Es liefert eine Sammlung wissenschaftlicher Erkenntnisse und versucht auf wissenschaftlicher Basis so gut wie möglich Fragen wie diese zu beantworten:
- Was motiviert Menschen dazu, sich gemeinsam für Klimaschutz zu engagieren?
- Was ist Aktivismus-Burnout, was verursacht ihn und wie lässt er sich am Besten vermeiden?
- Was macht Klimagruppen resilient?
- Wie können Klimagruppen sich effektiv Ziele setzen?
Es ist kein Buch zum einfach nur lesen, sondern eines zum Mitdenken und Mitmachen. Immer wieder regt der Text an, Bleistift und Papier in die Hand zunehmen. Wer hier liest, will sich Zeit nehmen und das eigene Klimahandeln als Einzelperson wie auch als Klimagruppe reflektieren.
Was motiviert Menschen für Klimaschutz?
Die Motive für Klimaschutz sind vielseitig. Neben Moralischen Überzeugungen spielen auch Gefühle eine Rolle. Damit Menschen sich kollektiv engagieren ist soziale Identifikation mit Klimaschutzgruppen sehr wichtig – und soziale Identifikation mit denen, die für diese Gruppen stehen.
Es kommt aber auch auf das richtige Framing an und darauf, dass sich die Engagierten wirksam fühlen – wirksam als Teil ihrer Gruppe und wirksam im Hinblick auf das eigentliche Ziel: Menschenschutz durch Klimaschutz.
Wer immer gedacht hat, Motivation müsse stets vor dem Engagement kommen, erfährt, dass das aus wissenschaftlicher Sicht nicht zwingend ist: Es kann auch helfen, erst einmal beim Handeln mitzumachen. Das kann die Motivation für weiteres Handeln erzeugen.
Resilienz als Gegengift zum Burnout
Das Buch widmet sich nicht nur den Gründen für einen Einstieg in den Aktivismus, sondern auch den Ursachen für Aktivismus-Burnout. Der ist nicht nur ein Problem einzelner Menschen, sondern kann ganze Gruppen sprengen. Doch wer eine resiliente Klimagruppe aufbaut kann, kann dem Burnout vorbeugen. Unter anderem hilft dabei Spass.
Das Buch bietet nicht nur theoretische Erkenntnisse, sondern auch ganz praktische Anleitung:
Klimagruppen können es verwenden, um Burnout fördernde Umstände zu erkennen. Außerdem unterstützt das Buch , den bestmöglichen Weg zu finden, damit Klimaaktivismus nicht in völliger Erschöpfung endet. Es zeigt auf, wie Gruppen und Einzelpersonen den Aktivismus so nachhaltig wie möglich gestalten können – so nachhaltig, wie wir als Menschheit wirtschaften müssen, damit auch kommende Generationen noch ein gutes Leben auf der Erde führen können.
Auch relevant ist, welche Ziele sich Klimagruppen setzen. Das große Ganze darf nicht aus den Augen verloren werden. Aber auch Erfolgserlebnisse müssen möglich sein. Denn Klimaschutz ist mehr als nur ein Marathon: Er ist eine Lebensaufgabe, oder um mit den Autor*innen zu sprechen „eine lebenslange Wanderung, auf die sich Klimaengagierte vorbereiten müssen“.
Gestaltung als Arbeitsbuch
Das Buch ist so gestaltet, dass es angenehm zu lesen ist. Jedes Kapitel schließt mit einer prägnanten Zusammenfassung der wichtigsten Inhalte ab. Sie ist hellrot hinterlegt und fällt so gut ins Auge.
Die immer wieder eingebauten Aufgaben zur Selbstreflexion und zur Reflexion in der Gruppe und zur Weiterentwicklung des eigenen Engagements sind praxistauglich und übersichtlich gestaltet. Ergänzt wird das Buch durch weitere Online-Materialien, die bei der Reflexion und Entwicklung unterstützen können.
Wer es in die Hand nimmt, bekommt Lust darauf, gleich mit der Reflexion und Planung für die Zukunft loszulegen und bekommt alles dafür Nötige an die Hand.
Wimmelbilder und andere Zeichnungen von Otto Barboni
Die Kapitel werden eingeleitet von phantasievollen Wimmelbildern und anderen Zeichnungen in Schwarz auf Weiß von Otto Barboni. Sie illustrieren den Aktivismus in seinen verschiedenen Formen – von der Baumbesetzung über Demonstrationen bis hin zur Sabotage. Aber auch abstrakte Konzepte wie z.B. das Framing oder die Wirksamkeitsüberzeugungen kann Barboni in kreative Darstellungen verwandeln. Die Akteur*innen werden als Tiere dargestellt, was die Illustrationen zu gezeichneten Fabeln macht.
Schon allein dieser Zeichnungen wegen lohnt sich die Lektüre.
Fazit
Dieses sorgfältig erstellte Gemeinschaftswerk ist die Empfehlung für alle, die sich schon für Klimaschutz engagieren oder die damit beginnen wollen. Besonders wichtig ist es aber als Anleitung, um das Engagement für Klimaschutz ein Leben lang durchhalten zu können.
Karen Hamann, Paula Blumenschein, Eva Junge, Sophia Dasch, Alex Werneke, Julian Bleh
„Klimabewegt, Die Psychologie von Klimaprotest und Engagement“, oekom 2024, 276 Seiten, ISBN 978-3-98726-070-4
Das Buch beim Verlag oekom mit Leseprobe (PDF)
Weitere Klimabuch-Tipps findest du in unserer Klimabuchliste.