„Was fängt man mit einem Leben an, das in einer Welt stattfindet, die keine Zukunft mehr zu haben scheint? “

Mit diesem Satz aus Paula Steingäßers Buch „Und was ist mit unserer Zukunft?“, erschienen beim S. Fischer Verlag, führt uns unsere Rezensentin Irene Warmuth in die sehr persönliche Auseinandersetzung der jungen Autorin mit der Klimakrise hinein.

Paula Steingäßer war bereits als Kind mit ihrer Familie auf Reisen um die Welt , denn ihre Eltern berichteten als Journalisten von den Folgen der Klimakrise. Dadurch hatte sie schon sehr früh reale Berührungspunkte mit dem menschengemachten Klimawandel und der existenziellen Bedrohung unseres Planeten. Ihre Geschichte beginnt vor den Eisbergen Grönlands.

„Ich wache auf. Plötzlich bin ich nicht mehr außerhalb von allem, sondern innerhalb. Ich erkenne, ohne zu kennen.“

Mit 13 Jahren wohnt sie mit ihrer Familie für mehrere Monate in einem kleinen grönländischen Dorf. Dort erlebt sie hautnah mit, wie ihren Freundinnen die Lebensgrundlagen entzogen werden. Paula Steingäßer erzählt in ihrem Buch auf eine poetische und sehr persönliche Art von ihrem Leben, von ihren Ängsten, psychischen Problemen und der Magersucht. Vom Schmerz, der Verbundenheit mit dem Planeten und dem Misstrauen gegenüber der vermeintlich aufgeklärten Welt. Mit ihren Gedanken spricht sie für eine verzweifelte Generation, der es angesichts einer ungewissen Zukunft vielleicht noch schwerer fällt, einen Weg aus der Identitäts-Sackgasse zu finden.

„Wie willst du Zweifel an der jetzigen Richtung äußern, wenn du auch nicht weißt, wie die Lösung aussieht?“

Was Paula auf 160 Seiten mit uns teilt, ist nicht nur mutig. Sie ermutigt uns Leserinnen und Leser auch ganz unaufdringlich, unsere eigenen Geschichten zu erzählen und uns für ein besseres Morgen einzusetzen. Denn dafür ist es nicht notwendig, laut und selbstbewusst zu sein und alle Antworten zu den komplexen Problemen der Welt in der Tasche zu haben. (Sie macht uns Mut, indem sie uns bestätigt, dass unsere Ängste und Sorgen berechtigt sind, dass wir nicht allein sind.) Wir begleiten Paula wie eine gute Freundin auf ihrem Weg zum Aktivismus und fragen uns, was wir selbst beitragen können.

„Ich bin als Mensch nicht einfach das Problem, sondern ich bin Teil der Richtung, in der wir gehen. Ich bin nicht allein.“

Als junge Erwachsene kann ich Paulas Worte sehr gut nachvollziehen, schreibt Irene. Ihr ist es gelungen, das aufzuschreiben, was viele Menschen unserer Generation fühlen, aber nicht in Worte fassen oder kommunizieren können. Ich selbst habe durch dieses Buch begonnen, meine Zukunftsängste zu verarbeiten. Das heißt jedoch nicht, dass Paulas Geschichte nicht genauso wichtig für andere Generationen ist.

In diesem Buch wird deutlich, wie wichtig es ist, einander zuzuhören, um Gemeinsamkeiten und die eigene Stimme zu finden. Durch Paulas ehrliche und reflektierte Art bringt sie die Leser zum Nachdenken und zu einem Perspektivwechsel. Es ist unglaublich wichtig, die Ängste und Sorgen der jungen Menschen ernst zu nehmen, denn wir benötigen Verständnis und Unterstützung, um in Zukunft resilient gegenüber den Folgen der Klimakrise zu sein.

„Es gibt mehr Antworten, als wir uns vorstellen können.“

Und was ist mit unserer Zukunft? Aufwachsen mit der Klimakrise“ von Paula Steingäßer, S. Fischer Verlage, 160 Seiten. In der Leseprobe könnt ihr einen Blick ins Buch werfen.
Weitere Klimabuch-Tipps findest du in unserer Klimabuchliste.