Die Zukunft unseres Wassers

Bereits heute haben 2,2 Milliarden Menschen keinen gesicherten Zugang zu sauberem Trinkwasser – Klimawandel, Umweltverschmutzung und wachsende Nachfrage sorgen dafür, dass die Lage weiter eskaliert. In Die Zukunft unseres Wassers, erschienen im Ludwig Verlag, zeigen Carolin Stüdemann und Rüdiger Braun in einer leicht zugänglichen Sprache auf, dass Wasserknappheit, Verschmutzung und Kommerzialisierung des Wassers keine dystopischen Zukunftsszenarien sind, sondern bittere Realität. Das Buch enthält in zehn breit angelegten Kapiteln nicht nur harte Zahlen und Fakten, sondern auch zahlreiche persönliche Geschichten, Interviews und Erfahrungsberichte, die das globale Wasserproblem für die Leser*innen greifbar machen. Besonders eindrucksvoll sind die Einblicke in das Engagement der Organisation Viva con Agua, die sich weltweit für den Zugang zu sauberem Trinkwasser einsetzt. Stüdemann und Braun gelingt es, ein tiefgehendes und hochaktuelles Thema mit Leidenschaft und Sachverstand zu vermitteln. Die Zukunft unseres Wassers verbindet wissenschaftliche Erkenntnisse mit realen Beispielen und einem klaren Appel zum Handeln, findet Maria Löschnauer, die das Buch gelesen und für die Klimabuchmesse rezensiert hat.

Menschenrecht auf Wasser – wenn Wasser zur Ware wird

Wasser ist die Grundlage allen Lebens. Jeder Mensch, jede Pflanze, jedes Tier ist auf die kostbare Ressource angewiesen. Dennoch behandeln wir sie oft so, als sei sie unerschöpflich. Während multinationale Konzerne Wasserrechte erwerben, blieben lokale Gemeinschaften auf dem Trockenen sitzen.

„Wasser gehört allen, doch nur wenige verdienen daran.”

Im chilenischen Petorca-Tal etwa fließen enorme Wassermengen in Avocado-Plantagen, während 47,2 Prozent der Landbevölkerung oft tagelang kein Wasser aus der Leitung bekommt. Auch in Afrika und dem Nahen Osten sind Wasserknappheit und Dürre nicht nur Umweltprobleme, sondern auch soziale und politische Zündschnüre.

Die hausgemachte Wasserkrise – Deutschlands unsichtbare Gefahr

Die Wasserknappheit ist kein Problem ferner Regionen, sondern wird auch hierzulande zunehmend zur Herausforderung. Ausgetrocknete Bachläufe, darbende Bäume, braune Wiesen: diese Bilder zeigen sich immer häufiger auch in Deutschland. Die Dürresommer 2018 und 2019 haben gezeigt, wie schnell die Pegel von Flüssen und Seen sinken können. Besonders besorgniserregend ist die Nitratbelastung durch die industrielle Landwirtschaft, die viele Wasserquellen unbrauchbar macht. Auch wirtschaftliche Großprojekte tragen zur Verschärfung der Lage bei: in Brandenburg sorgt der massiv hohe Wasserverbrauch der Tesla-Fabrik für Proteste, während in Bayern Unternehmen wie Nestlé die natürlichen Quellen nutzen, um Wasser in Flaschen abzufüllen und gewinnbringend zu verkaufen. Immerhin liegt mittlerweile eine nationale Wasserstrategie vor – mit 78 Maßnahmen soll die Verfügbarkeit und Bezahlbarkeit hochwertigen Trinkwassers bis 2050 gewährleistet werden.

Wir sind das Wasser – setzen wir ein Wasserzeichen

Stüdemann und Braun machen deutlich, dass es in unserer Hand liegt, die Zukunft des Wassers zu sichern – durch politisches Handeln, nachhaltigen Konsum und persönliches Engagement. Zwar liegen die mächtigsten Hebel bei den großen Playern in Politik und Wirtschaft, jede*r Einzelne kann und muss aber zu einer besseren Wasserzukunft beitragen.

Du bist der Tropfen, der mit vielen anderen zu einer kraftvollen Welt werden kann, die grundlegende Veränderungen bewirkt.

Ob Lebensmittel, Kleidung oder Elektronik – nahezu alles, was wir konsumieren, hat einen versteckten Wasserfußabdruck. Ein Kilogramm Rindfleisch benötigt rund 15.000 Liter Wasser, eine einzige Jeans 7.000 Liter. Wer seinen eigenen Wasserverbrauch senken will, kann bereits mit kleinen Maßnahmen viel bewirken – zum Beispiel durch die Montage wassersparender Duschköpfe.

Was tun? Lösungsansätze und Hoffnungsschimmer

Trotz der ernsten Lage lässt Die Zukunft unseres Wassers Raum für Hoffnung. Im Buch werden zahlreiche innovative Projekte und Lösungsansätze aus unterschiedlichen Regionen der Welt vorgestellt, die zeigen, dass nachhaltiges Wassermanagement möglich ist. Auch im großen Stil. So können wir von Mexiko City lernen, wie eine professionelle Regenwasseraufbereitung gelingen kann. Oder aus Singapurs NEWater, wie man aus aufbereitetem Abwasser hochwertiges Trinkwasser gewinnt. Tansania setzt auf CloudFisher, ein System, das Wasser aus Nebelschwaden “fischt”. Indien hat sich mit Nanami Gange der Säuberung des Ganges verschrieben während Deutschland mit neuen Filtersystemen gegen Mikroplastik im Abwasser vorgeht. Im bolivianischen La Paz führte eine gezielte Informationskampagne zu einer deutlichen Reduzierung des Wasserverbrauchs in der Stadt. Das Fazit: Lösungen sind zahlreich vorhanden – wir müssen sie nur umsetzen.

Carolin Stüdemann und Rüdiger Braun, Die Zukunft unseres Wassers, Ludwig Verlag, München, 304 Seiten, 978-3-453-21886-4

In der Leseprobe könnt ihr einen Blick ins Buch werfen.

Weitere Klimabuch-Tipps findest du in unserer Klimabuchliste.