Dass Sara Fromm sich leidenschaftlich, überlegt und analytisch für die Klimagerechtigkeitsbewegung einsetzt, ist aus jedem Satz ihres Buches herauszulesen. „Zuversicht jetzt. Den Krisen der Welt mutig begegnen“, erschienen im Löwenzahn Verlag, ist deshalb weit mehr als ein Buchtitel, meint unsere Rezensentin für die Klimabuchmesse, Helga Egetenmeier.
Die Nachhaltigkeitswissenschaftlerin nutzt ihre Erfahrungen und Auseinandersetzungen dafür, uns einen Reiseführer zu schreiben: Sie gibt uns Wissen an die Hand, um uns selbst zu verorten, so dass wir gewappnet und motiviert unseren Weg finden, uns für die (Klima-)Gerechtigkeit zu engagieren.
„Letztendlich geht es mir mit diesem Buch darum, dich zum Handeln zu ermutigen und dir Werkzeug dafür mitzugeben.“
Auf Gemeinschaftlichkeit zu achten, die Visionen für ein gutes Leben für Alle zu teilen und sich aktiv für „reale Utopien“ einzusetzen, ist der Weg, den Sara Fromm für sich gewählt hat. Damit dockt sie auch an das Motto der Klimabuchmesse an: Geschichten, die Lust auf Zukunft machen. Auch deshalb freuen wir uns, dass die Autorin am Freitag, den 28. März, auf unserer Veranstaltung zu Aktivismus die Moderation übernimmt.
13 Kapitel: Von Klimakrise, über Utopien zum Handeln ohne auszubrennen
Gleich zu Beginn beschreibt Sara Fromm etwas, gegen das manche von uns zunehmend kämpfen müssen: die Wut auf die Ungerechtigkeit der Welt. Seit ich ihren Satz dazu gelesen habe, begleitet er mich – vielleicht kann er euch auch unterstützen:
„Um aus „Wut“ „Mut“ zu machen, muss man nur den ersten Buchstaben auf den Kopf stellen. Ein kleiner Handstand, der scheinbar sehr unterschiedliche Gefühle miteinander verbindet.“
In den folgenden dreizehn Kapiteln wird eine gut lesbare Mischung aus persönlichen Erfahrungen und praktischen, wie theoretischen Einordnungen von Aktivitäten sozialer Bewegungen präsentiert. Für uns als Klimabuchmesse ist dabei ihr Hinweis auf „reale Utopien“ interessant. Diese seien, so zitiert Fromm den Soziologen Erin Olin Wright,
„inspirierende Visionen, die uns dabei helfen können, Ungerechtigkeiten die Stirn zu bieten.“
Da Konfliktfelder, wie Kriege, Erstarken der Rechten und das System Ausbeutung, von uns eine Haltung einfordern, müssen wir darauf achten, dass unser „brennen“ für unser Engagement nicht zu einem „ausbrennen“ wird. Denn damit wir langfristig etwas bewegen können, so die Autorin, müssen wir gemeinsam Strategien entwickeln. Und darauf achten, dass unsere Aktivität „Spaß macht“. Wie dies gelingen kann und welche Stolpersteine uns möglicherweise straucheln lassen, beschreibt Sara Fromm in vielen kurzen Kapiteln lebensnah und empathisch.
Soziale Bewegungen, Demokratie und Allianzen
An Beispielen, wie der US-amerikanischen Bürgerrechtsbewegung, oder der deutschen Anti-Atomkraft-Bewegung, erläutert sie Merkmale sozialer Bewegungen und deren langfristige Wirkungen hin zu gesellschaftlichen Veränderungen. Spannend diskutiert sie in diesem Zusammenhang die Auseinandersetzung um die gewaltfreie Aktion, die Effektivität der drei Stufen der Eskalation, den zivilen Ungehorsam und Möglichkeiten und Grenzen des digitalen Aktivismus.
Auch hier ist es wichtig, die eigene Rolle zu finden, Grenzen zu erkennen, um den „Spaß“ nicht zu verlieren. Ein Grund, weshalb Sara Fromm für strategisches Denken und Handeln plädiert. . Den Blick weiten, Allianzen schließen und in Betracht ziehen, eine eigene Gruppe zu gründen, sind ein weiterer Wegweiser der Autorin, uns zu kraft- und freudvollem Engagement zu verhelfen.
„Der Elefant im Raum“: Ziviler Ungehorsam
Ein ganzes Kapitel widmet Sara Fromm, – sie nennt es „Der Elefant in diesem Buch“, dem zivilen Ungehorsam, der für sie immer wieder eine wichtige Rolle spielt.
„Viele meiner Beispiele sind keine legalen Demonstrationen, sondern Aktionen des zivilen Ungehorsams. Das bedeutet, es werden bei diesen Aktionen bewusst Gesetze übertreten, um auf einen gesellschaftlichen Missstand hinzuweisen oder ihn zu bekämpfen.“
Als Protestform soll ziviler Ungehorsam, wie er von Mahatma Gandhi, Rosa Parks und Martin Luther King Jr. geprägt wurde, die öffentliche Meinung beeinflussen und positive Veränderungen herbeiführen. So zum Beispiel bei Waldbesetzungen verhindern, das noch mehr Wald für den Kohleabbau gerodet wird. Zur Philosophie des zivilen Ungehorsams äußerten sich viele Denker*innen, wie Hannah Arendt, die ihn als Teil des „alltäglichen politischen Meinungsstreit(s)“ betrachtet, Henry Thoreau, der sich in seinem Essay „Über die Pflicht zum Ungehorsam gegen den Staat“ damit beschäftigte, und Martin Luther King Jr., der formulierte:
„Man hat eine moralische Verantwortung, ungerechte Gesetze zu missachten.“
Dass Sara Fromm der theoretischen Unterfütterung ihres „Elefanten“ so viel Platz gibt, ist mir positiv aufgefallen. Denn oft wird die Legitimität von zivilem Ungehorsam in Frage gestellt, ihr unterstellt, sie würde die Demokratie untergraben. Dass ziviler Ungehorsam jedoch nicht immer zum Schutz der Demokratie eingesetzt wird, auch darauf verweist Sara Fromm und warnt vor den (extremen) Rechten, nicht nur in Deutschland.
Fragend schreiten wir voran
Sara Fromm nimmt uns mit hinein in ihre Auseinandersetzungen, indem sie am Ende jedes Kapitels „Reflexionsfragen“ stellt. Hier als Beispiel, aus dem ersten Kapitel mit der Überschrift: „Und was, wenn …? Von Zuversicht und (Real-)Utopien“, ihre Fragen:
„Wie sieht deine Utopie von der Welt im Jahr 2050 aus?
„Wie sieht ein Tag in deinem Leben in dieser Utopie für dich aus?“
„Was gibt dir Zuversicht mit Blick auf die Klimakrise und die ungewisse Zukunft?“
Die Überschrift über dem kleinen Abschnitt, der ihren ersten Fragen vorangestellt ist: „Fragend schreiten wir voran“, ist das Motto der zapatistischen Widerstandsbewegung. Ein Satz, vier Worte, die für sich selbst sprechen.
Fazit: Sara Fromm macht mit ihrem Buch Mut, unser Handeln, Wissen und unsere Empathie zusammen zu bringen und uns gemeinsam für (Klima-)Gerechtigkeit einzusetzen – und gemeinsam an unseren realen Utopien zu arbeiten.
Kommt zu unserer generationenübergreifende Diskussion „Wohin mit dem Aktivismus?“ am Freitag, 28.3.25, um 18:30 Uhr in die DNB Leipzig, die Sara Fromm moderiert.
Hier geht es zur Leseprobe – und hier geht es zur Webseite von Sara Fromm.