Stefanie Jahnke hat „Männer, die die Welt verbrennen“ von Christian Stöcker gelesen und rezensiert.

Wofür lohnt es sich, die Menschheit abzuschaffen?

Eine Billion, 97 Milliarden pro Jahr seit 1970. Gewinn. Nicht Umsatz. Das ist der Betrag, den es etlichen Männern wert ist, diese Welt zu verbrennen. Männern wie dem libertären Ideologen und Unternehmer Charles Koch, der glaubt, der Markt brauche keine Regulierung. Seiner wissenschaftlich widerlegten Ideologie nach gehören Staaten kontrolliert oder abgeschafft. Wo es geht, kauft sich der Ultrareiche Politiker. In den USA hat er damit großen Erfolg. Aber auch international hat er die Krakenarme weit gespreizt.

„Es wird höchste Zeit, die Männer, die die Welt verbrennen, in ihre Schranken zu weisen.“

Es ist ironisch, provokativ, ja, ein bisschen verrückt, was im Buch „Männer, die die Welt verbrennen“ aus dem Ullstein-Verlag steht. Aber alles, was Professor Christian Stöcker präsentiert, ist nachweislich wahr. Es geht hier nicht um eine Verschwörungsgeschichte, sondern um eine Verschwörung. Jede Bürgerin hat es eigentlich schon immer gewusst. Es ist banal. Es geht um „die Kohle“.

Nicht bekannt sind die Details und die Tiefe des Abgrunds. Auf sie richtet dieses Buch sein Flutlicht.

Nach mir die Sintflut

Noch mal: Eine Billion, 97 Milliarden pro Jahr seit 1970. Das ist der Gewinn der größten Weltverbrenner der Fossilstoffbranche. Dieser Gewinn sowie alle entstehenden Kosten sollen von uns auch in den nächsten Jahrzehnten an das „fossile Imperium“ gezahlt werden. Von jeder und jedem von uns.

Die Folgen und Kosten von CO2 und Fossil-Gas-Nutzung werden zusätzlich „externalisiert“.

Das heißt, der Steuerzahler übernimmt sie. So war es schon immer, und so wird es weiterhin sein, wenn nicht jede einzelne aufwacht. Wir müssen begreifen, wie gewaltig die Energie ist, die gegen demokratische Staaten und damit gegen uns Bürger donnert. Der Todesstern aus STAR WARS ist dagegen winzig, denn er kann dank einer Schwäche in einer einzigen Aktion vernichtet werden.

Lebensraum ade

Was genau das Externalisieren von Kosten bedeutet, erklärt der Autor an einem Beispiel.

Stell Dir einen öffentlichen Park vor, in dem ein Schatz vergraben liegt. Die Stadt gibt der Firma, die ihn bergen will, Geld, damit die Firma ihre Arbeiter bezahlen kann. Dann wird der Schatz ausgegraben, der Park verwüstet und die Firma haut mit den Goldmünzen ab. Die Kosten für den verwüsteten Park zahlt die Steuerzahlerin.

Es ist ein verharmlosendes Beispiel, denn das Buch erwähnt auch die hunderttausenden Menschen, die heute schon pro Jahr aufgrund der klimatischen Veränderungen sterben.

Ein Geflecht aus Lobby und Politik

Wer so viel Geld und ideologische Energie hat wie Charles Koch, der hat nicht nur beim angeblichen Klimainstitut „Aike“ seine Finger im Spiel. Es gibt weitreichende Netze, die belegt und nachvollziehbar sind. So wie man sich in Russland entlang der Mordopfer orientieren kann, die Vladimir Putins Aufstieg und seine Regierungszeit pflastern, kann man in den USA dem Weg des Geldes und der politisch Verdrängten folgen.

Was bleibt uns zu tun?

Inzwischen sind Erneuerbare günstiger als Öl und Co, aber das „fossile Imperium“ schlägt zurück – mit skrupelloser Desinformation. Und wie es scheint, wird es keine Rebellen geben, die den Schutzschild um den Todesstern in letzter Minute durch einen Trick ausschalten können. Die wenigen Rebellen werden in Deutschland von eben dem Staat, den sie beschützen und erhalten wollen, verurteilt. Sie werden härter bestraft als jene, die die Welt verbrennen. Diese „Rebellen“ brauchen endlich mehr Unterstützung auf höchster politischer Ebene und von uns allen. Es ist nicht ihre Aufgabe, die Welt zu verändern, sondern die der ganzen Gesellschaft.

„Das Zeitalter des Lichts hat begonnen, das des Feuers muss enden.“

Wir sollten wieder lernen, Ideologie zu erkennen. Es sind nicht die Menschen, die eine bewohnbare Erde erhalten möchten, die ideologisch oder verrückt handeln. Es sind wenige ultrareiche Männer denen Geld, Macht und ihr Ego über alles geht.

Ihre langen Arme reichen in nahezu jede große Partei. Dort, wo sie scheitern, nutzen sie Feindbilder. Sie sorgen dafür, dass Stammeszugehörigkeit abgefeiert wird. Das ist Kalkül. Die „guten“ und „vernünftigen“ Motorschnurren liebende Steak-Genießer gegen die „bösen“ „Tofu-Terroristen“ (z. B. benutzt von Jens Spahn), die uns eine „Klimadiktatur“ aufdrücken wollen. Mit Vernunft und Sachlichkeit hat das nichts zu tun, sondern nur damit, ein „wir“ gegen „euch“ zu erschaffen.

Wie genau? Das steht im Detail in diesem großartigen, bestens recherchierten Buch. Gönn es dir am besten zusammen mit einem beruhigenden Tee. Die Lektüre hat es in sich.

„Männer, die die Welt verbrennen“ von Christian Stöcker. Ullstein Verlag, 2024, 336 Seiten. ISBN 978-3-550-20282-7
In der Leseprobe könnt ihr einen Blick ins Buch werfen.

Weitere Klimabuch-Tipps findest du in unserer Klimabuchliste.