Die vielfach ausgezeichnete Autorin Mely Kiyak erzählt in ihrer literarischen Huldigung eines Klostergartens nicht nur einfach die Geschichte dieses Gartens. Denn

„Wie jeder Garten erzählt auch der Klostergarten der Benediktinerinnen in Fulda die Geschichte seiner Gärtnerinnen.“

zitiert unsere begeisterte Rezensentin Almut Petschauer von der Klimabuchmesse. Das Buch „Dieser Garten. Die unglaublich fabelhaften Nonnen aus Fulda und ihre genialen Erfindungen“, erschien 2024 im mikrotext Verlag.

Am Anfang stand die Not und der Wissensdurst

In ihrem Bericht verwebt Mely Kiyak gekonnt die Nachkriegsgeschichte mit der Geschichte der Abtei und der Frage nach der Ernährung von Menschen auf einem ausgelaugten Boden. Sie verbindet dies mit den Ursprüngen der ökologischen Landwirtschaft und wie die erneute Fruchtbarmachung des Bodens durch den regen Austausch der Klöster untereinander gelingen konnte. Für die Nonnen begann alles mit einer Erwähnung in einem „Jahresbericht“ der Standbrook Abbey kurz nach dem Krieg:

„Jede Generation ist die Verwalterin des Bodens, auf dem sie lebt; deshalb muss der Boden in denkbar bestem Zustand der Nachwelt übergeben werden.“

und dem „Quick-Return-Powder“, das die Qualität des Bodens verbessern sollte.
Teuren Kunstdünger konnten sie sich nicht leisten, aber die Böden waren ausgelaugt und brachten kaum noch Erträge. Sie mussten unbedingt lernen, wie sie selbst ihr „Quick-Return-Powder“ herstellen konnten.

Daraufhin krempelte Schwester Laurentia den Gartenbau in ihrem Kloster vom Schreibtisch aus um. Sie wurde zu einer großen Gärtnerin, die nie selbst eine Schaufel in die Hand nahm. Eine Gärtnerin ohne Erde an den Fingern: lesend, auf der Suche nach den neuesten Forschungsergebnissen, schreibend, denkend, sich austauschend, reisend, die immer wieder geduldig neue Ideen suchte, ausprobierte, dokumentierte, sich von Misserfolgen nicht abbringen lies und mit viel Geduld und Mut weiter machte und vielleicht das aller wichtigste …
… dabei nicht den Humor verlor. Mit ihrem „Humofix“, der bis heute im Klosterladen verkauft wird, der Pflanzung von Mischkulturen und Pflanzengesellschaften, die sich gegenseitig begünstigten, revolutionierten die Nonnen den Anbau in Deutschland und schafften ein kleines Paradies.

„Dieser Garten ist ein schöner Garten. Er hat wilde Ecken, sanfte Rundungen, kräftige rote Farben im Frühjahr, wenn die Tulpen blühen, und atemberaubendes Blauviolett, weniger Tage später, Schwertlilien, Akeleien, Kornblumen, Salbeiblüten, Katzenminze, so viel Blau, alles Blau, und immer geht alles so schnell vorbei, man kann sich nie sattsehen.“

Keine Zeit fürs Jammern

Kiyak erzählt eine berührende und inspirierenden Geschichte von Frauen, die in der Not nicht jammern, sondern machen – mit Geduld, Vision und Tatendrang. Frauen, die mit einfachsten Mittel nicht nur die Gemeinschaft im hungernden Nachkriegsdeutschland satt bekamen. Und dabei beharrlich nach immer besseren Methoden suchten, um den Boden fruchtbarer zu machen. Neben der Ernährung der Nonnen und der Menschen, denen sie im zerbombten Nachkriegsdeutschland eine Unterkunft boten, versuchten sie die Finanzierung des Klosters mit ihren Entdeckungen zu sichern.

Es klang wie eine „Schnaps“-Idee einer Nonne und hat doch zu einer Revolution im Gartenbau geführt: Ein Beschleunigungspulver für den Kompost. Doch diese Geschichte erzählt nicht nur von der Entstehung eines erfolgreichen, nachhaltigen Unternehmens, es erzählt auch von der Bedeutung der Mitmenschlichkeit, der Freude, der Pausen und des Humors (!). Wir brauchen uns als Menschen. Und erst in der Gemeinschaft haben wir genügend Rückhalt, um auch bei Gegenwind weitermachen zu können und genügend Durchhaltevermögen durch gegenseitige Bestärkung. Das gemeinschaftliche Vertrauen in das Gelingen ist äußerst wichtig.

Kluge Köpfe und Beharrlichkeit erfinden die Geschichten, die Lust auf Zukunft machen

Das ist, was wir auch heute brauchen: kluge Köpfe, die nachdenken, sich austauschen, ausprobieren, dokumentieren, die Esoterik von der Evidenz trennen und forschend nach guten Lösungen suchen, getragen vom Rückhalt und der Unterstützung anderer Menschen, um gemeinsam nicht den Humor zu verlieren, egal, wie schwierig die Situation gerade ist.

„Denn einen Garten muss man pflegen. Man muss ihn alle Jahreszeiten hindurch pflegen. Hinten am Kompostplatz genauso wie im Bauerngarten, wo das scheinbare Durcheinanderwachsen von Gemüse, Kräutern und Blumen einer geheimen Komposition folgt.“

Unser Motto (das Motto der Klimabuchmesse) ist ja „Geschichten, die Lust auf Zukunft machen“. Und auch wenn dies eine Geschichte aus der Vergangenheit ist, die Geschichte dieser Frauen, die macht mir, Almut Petschauer, Lust auf Zukunft und sie zeigt uns auch, wie wenig es braucht für unsere gute Zukunft. Was wir vor allem brauchen ist: Wissen was wir wollen und dann hartnäckig dranbleiben, in kleinen Schritten, mit einem „Gott-Vertrauen“, oder eben einem Vertrauen in uns als Homo sapiens. Sodass am Ende doch unsere Sapiens, also unsere Weisheit, gewinnt und nicht unsere Raffgier!

Absolute Lese-Empfehlung! Lasst uns gemeinsam Zukunft pflanzen!

„Dieser Garten. Die unglaublich fabelhaften Nonnen aus Fulda und ihre genialen Erfindunen“, von Mely Kiyak, mikrotext Verlag, 2024, 160 Seiten.

Weitere Klimabuch-Tipps findest du in unserer Klimabuchliste.