Die Freundschaft zwischen Hannah und Chiara ist ungewöhnlich – und gerade deshalb so bemerkenswert. Die Rezension ihres Buches über die Dringlichkeit, Brücken zu bauen in einer gespaltenen Gesellschaft, schrieb für uns Robinliest, das Hintergrundfoto dazu schenkte uns Daniluiz_foto.
Hannah ist Klimaaktivistin bei der Gruppe „Der Aufbruch“, Chiara arbeitet als Bundespolizistin. Alles beginnt mit einer Nachricht an das Instagram-Profil der Aktivist*innen – daraus entsteht ein erstes Treffen, das den Anfang eines intensiven Austauschs markiert. Chiara hat sich zu diesem Zeitpunkt bereits kritisch mit ihrem Beruf auseinandergesetzt und engagiert sich in der „Cradle to Cradle“-Bewegung. Aus einem anfänglichen Dialog werden viele Gespräche, Begegnungen und ein gemeinsames politisches Engagement.
Als Chiara sich schließlich auch bei der Letzten Generation engagiert, folgt ein Disziplinarverfahren. Doch sie bleibt aktiv – und schreibt gemeinsam mit Hannah dieses Buch, das im Knaur Verlag erschienen ist. Die Autorinnen von „Gegen das Klima der Gewalt. Unser riskanter Einsatz zwischen Polizei und Aktivismus für eine lebenswerte Zukunft“ gewähren Einblicke in den Alltag einer Bundespolizistin und in die Klimagerechtigkeitsbewegung, analysieren gesellschaftliche Missstände und fordern eine grundlegende Reform der Polizei, um den drängenden Krisen unserer Zeit wirksam begegnen zu können.
Menschlickeit zeigen
Hannah und Chiara könnten auf den ersten Blick kaum unterschiedlicher sein – und genau das macht ihre Geschichte so spannend. Statt sich in Feindbildern zu verlieren, wählen sie den mühsameren, aber wirkungsvolleren Weg: den ehrlichen, respektvollen Dialog. Ihre Freundschaft entsteht durch echtes Zuhören – etwas, das in unserer Gesellschaft oft fehlt.
„Aber seitdem ich mich als Aktivistin gegen die Klimakatastrophe engagiere, habe ich viel und stetig zunehmende Polizeigewalt erlebt. »Ich verstehe gar nicht, warum wir diese Chaoten räumen müssen«, hörte ich Polizisten direkt neben uns sagen. »Ich wünschte, wir könnten die Spinner einfach von den Bäumen schießen.« Ich wurde oft durch Schlagstöcke verletzt, ich wurde eingekesselt und von bewaffneten Männern beleidigt und erniedrigt.”
Die Ehrlichkeit und Offenheit, mit der beide über ihre Lebensrealitäten sprechen, ist beeindruckend. Hannah beschreibt eindrucksvoll, wie belastend Klimaaktivismus sein kann – körperlich, emotional, existenziell. Chiara wiederum gewährt Einblicke in die starren Strukturen der Polizei, die oft zur Quelle von Frustration und Ohnmacht werden. Beide zeigen sich verletzlich – und genau das schafft Nähe und Vertrauen.
Umdenken statt verdrängen
Das Buch trifft einen Nerv. Es fordert heraus, stellt gängige Überzeugungen infrage und zeigt, wie dringend nötig es ist, nicht nur über Klimaschutz zu sprechen, sondern auch über Polizeigewalt, gesellschaftliche Spaltung und die Verantwortung des Staates.
„Die Holocaust-Überlebende Esther Bejarano sagte in der Sendung Die Anstalt vom 17. November 2015: »Wer gegen Nazis kämpft, kann sich nicht auf den Staat verlassen.« Würde uns der Staat vor dem Faschismus schützen? Würde uns die Polizei vor dem Faschismus schützen?”
Gleichzeitig ist es auch ein Raum der Hoffnung. Es zeigt Wege auf, wie eine klimagerechte Welt aussehen kann – und lädt dazu ein, weiter zu träumen, weiter zu denken.
Fazit
„Gegen das Klima der Gewalt“ zeigt schonungslos, wie tief die Gräben zwischen Klimaaktivist*innen und Polizei sind – aber es beweist auch, dass Brücken möglich sind, wenn wir bereit sind, mutig zu sein, uns der Konfrontation zu stellen und Kritik nicht als Angriff, sondern als Einladung zum Umdenken zu verstehen.
„Kein Stern auf der Schulter, kein Geld der Welt, kein Studienabschluss wird mehr von Wert sein, wenn wir nicht mehr leben können. Unser aller Schicksal hängt davon ab, ob sich Menschen im Kampf gegen schädliche Systeme und gegen die Klimakatastrophe verbünden.“
Also:
Lasst uns reden. Lasst uns zuhören. Und lasst uns gemeinsam für eine gerechte und lebenswerte Zukunft kämpfen!
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