Urlaub in Schweden – Seen, Wälder, Natur pur. Doch mittlerweile brechen auch dort Hitzerekorde und immer wieder wüten Waldbrände. Jens Liljestrand hat mit „Der Anfang von morgen“ einen Roman zu diesem Thema geschrieben, den uns die Buchbloggerin Antje Tomfohrde vorstellt.
Darum geht’s:
Es ist Sommer in Schweden, ein heißer, trockener Sommer, ein Sommer, wie er immer häufiger kommen wird. Mensch und Tier leidet unter der flirrenden Hitze und dann kommen die Waldbrände. Auch in dem Ort, in dem Didrik, Carola und ihre drei Kinder den Sommer verbringen, bricht die Katastrophe über sie herein. Das Haus am See müssen sie verlassen, erst mit dem Auto, doch dann müssen sie recht schnell zu Fuß weiter.
Der Roman wird aus der Perspektive von vier Menschen erzählt, deren Geschichten miteinander verbunden sind.
Didrik versucht, seine Familie aus der Gefahrenzone zu bringen, was nicht so funktioniert wie geplant. Eigentlich ist er PR-Berater und er macht sich Gedanken über die Klimakrise, handelt aber nur halbherzig. Der Familie geht es gut, auch wenn die Ehe nicht mehr besonders gut läuft.
Melissa ist Influencerin und Didriks Ex-Geliebte. Sie passt gerade auf die Wohnung eines alten Tennisstars in Stockholm auf und versucht, wieder an ihre erfolgreiche Zeit vor der Pandemie anzuknüpfen. Ihr Geschäftsmodell als Social Media Star beruht darauf, dass ihr die Klimakrise egal sein muss.
André ist der Sohn dieses ehemaligen Tennisspieler. Er ist mit seinem Vater auf einem Segeltörn durch den Schärengarten und verzweifelt daran, dass sein Vater ihn nicht wirklich sieht.
„Das erste Mal, als mir bewusst wurde, dass die Erwachsenen sich Sorgen um das Wetter machen, war der Sommer, in dem mein Bruder Zack richtig lesen gelernt hatte. Schon bevor die Ferien begonnen hatten, war es so krass heiß, wir mussten jeden Tag mit Sonnencreme und Wasserflaschen zur Schule, unsere Lehrerin riss während des Unterrichts die Fenster auf und zu Hause stopfte Mama die Gefriertruhe mit Eis voll.“
Vilja, Didriks pubertierende Tochter, ist bislang eher durch großes Konsuminteresse aufgefallen. Als sie mit ihrer Mutter in einer Notunterkunft landet, beginnt sie aber Verantwortung zu übernehmen.
Diese vier Personen führen durch die Handlung und erzählen nacheinander und doch parallel ihre Version der Katastrophe, die jederzeit heute bei uns spielen könnte.
Antjes Leseeindruck:
Die Geschehnisse und die Beschreibungen von Jens Liljestrands. „Der Anfang von morgen“ sind ganz nah dran an unserer Realität und ich habe den Roman voller Spannung gelesen. Auch in diesem Jahr gab es wieder überall auf der Welt Waldbrände, so dass der Autor ein realistisches Szenario zeichnet.
Liljestrand beschreibt die Menschen so, wie viele von uns vermutlich handeln werden: Zuerst sorgt jede*r für sich selbst, erst später werden sie sich der Gemeinschaft wieder bewusst und handeln für andere. Mit Ausnahme von Vilja sind die Hauptcharaktere unsympathisch. Trotz der Katastrophe bleiben sie sehr mit ihren ganz eigenen Problemen beschäftigt.
Insgesamt zeichnet der Autor ein sehr düsteres Bild. Es gibt sehr wenig Wärme und Zusammenhalt zwischen den Menschen! Ich hoffe wirklich sehr, dass in einer solchen Situation doch mehr zum soziale Verantwortung zum Vorschein kommt. Wenn man Berichte über Katastrophen liest, dann war es doch oft so, dass. Menschen sich in Extremsituationen untereinander geholfen haben. Aber man weiß das sicherlich erst, wenn es so weit ist!
Sprachlich ist „Der Anfang von morgen“ gelungen, man kann die Hitze und Anspannung förmlich spüren. Das Buch ist spannend und liest sich trotz seiner seiner über 500 Seiten zügig. Dennoch erscheint mir einiges aber zu gewollt, besonders, was die Protagonist*innen angeht. Schade, denn hier wird ein bisschen zu dick aufgetragen.
Gut gefällt mir, dass mit „Der Anfang von Morgen“ ein weiterer Roman die Klimakrise thematisiert und die Klimakrise langsam im Fiction-Bereich ankommt.
„Der Anfang von morgen“ von Jens Liljestrand, übersetzt von Thorsten Alms, Karoline Hippe, Franziska Hüther und Stefanie Werner, ist erschienen beim S. Fischer Verlag. In der Leseprobe könnt ihr einen Blick ins Buch werfen.
Weitere Klimabuch-Tipps findest du in unserer Klimabuchliste.