„Make Hummus, not War!“

Unter diesem Motto kochen und leben Israeli Oz Ben David und Palästinenser Jalil Dabit vegan-vegetarisch, gemeinsam führen sie das Restaurant Kanaan in Berlin. Und ihre hoffnungsfrohe Botschaft könnt ihr jetzt auch in ihrem wundervollen gleichnamigen Kochbuch nachlesen. Gisela Wehrl stellt euch das Buch vor.

Über die Frage, wer den Hummus erfunden habe, sollen der Legende nach schon Freundschaften zerbrochen sein. David und Dabit entscheiden sich, dieses gemeinsame Erbe als Auftrag zu begreifen. Das war ihre Idee bei der gemeinsamen Restaurantgründung vor acht Jahren und bleibt sie auch nach den Massakern vom 7. Oktober in diesem Jahr und dem Krieg gegen die Hamas. Obwohl oder gerade weil sie ganz konkret betroffen sind: Ein Teil der Familie von Oz Ben David lebt in dem Kibbuz Re’im, das von der Hamas brutal angegriffen wurde. Und solange Krieg ist, bleibt Dabit bei seiner Familie in Ramla.

Das „Kanaan“-Restaurant zeigt ebenso wie das Kochbuch der beiden, dass eine andere Welt möglich ist.

Gleichzeitig ist dieses Buch auch einfach nur als Kochbuch wundervoll. Ihr könnt kulinarisch darin versinken! Dazu ist „Kanaan“ ein Augenschmaus: Die Fotografin Elissavet Patrikiou setzt die leckeren Gerichte ebenso genial ins Licht wie die Lebensfreude und Freundschaft der beiden Köche. Schon beim allerersten Durchblättern bekam ich richtig Appetit. Die Lektüre von Kochbüchern durchläuft bei mir immer mehrere Phasen. Nach dem Durchblättern folgt eine Phase des strukturierten Lesens: Was kann ich mir vorstellen alles zu kochen. Und da kam bei diesem Buch ganz schön viel auf die Liste! Anschließend lese ich genauer und da ging mir bei „Kanaan“ komplett das Herz auf. Denn die beiden Köche servieren ihre hoffnungsvolle Vision in den kleinen Geschichten, die viele Rezepte begleiten.

Erschaffen lebendige Geschichten mit wenigen Sätzen

Und auch da zeigt sich: Oz Ben David und Jalil Dabit haben ganz viel gemeinsam. Sie stammen beide aus Familien, in denen die Liebe zum Kochen schon immer ganz groß war. Und so erzählen sie in kurzen Episoden über ihre Mütter, Väter, Tanten, Bekannte oder die Gerichte selbst. Wir erfahren von den Einflüssen auf die Rezepte und auf die Kochtradition als solches. Mit nur ganz wenigen Zeilen schaffen sie das Kunststück, dass Menschen und Speisen ganz lebendig vor meinem inneren Auge entstehen – in ihrer ganzen Liebe für leckeres Essen und ihre Liebsten.

Als nächstes blätterte mein Kind das Buch durch und rief andauernd. „Kochst du mir das?“ Sofort verliebte es sich in Mafroum (gefüllte Kartoffeln). Die Autoren geben uns dazu vorneweg mit:

„Die Zubereitung von Mafroum mag wie eine einschüchternde Aufgabe erscheinen, aber vertraut uns: Es lohnt sich!“

Ich vertraue den Autoren voll und ganz und dieses Rezept steht definitiv auf meiner Liste. Leider habe ich das Probekochen für euch noch nicht geschafft. Mein Kind bedauert das am allermeisten, wird dann aber beim Kochen helfen, denn neben der Völkerverbindung zeigt das Kanaan auch: Kochen verbindet Familien und vermag sogar neue Familien zu erschaffen. (Und dann sicher mit der Auflaufform, mit der schon mein mittlerweile verstorbener Vater gekocht hat und sie mir mal ganz stolz geschenkt hat.)

Ausprobiert haben wir bislang die Blumenkohlsuppe Shorabat Arnabit – Tahini und Koriander geben dem meiner Meinung nach komplett zu Unrecht als langweilig titulierten Gemüse den besonderen Touch – und Sachlab, ein leckeres (veganes) Milchgetränk mit Gewürzen. Und beides war superlecker.

Die meisten Rezepte in „Kanaan“ sind vegan, bei den vegetarischen gibt es meist die vegane Alternative dazu. Und auch das entstammt einer Familientradition:

„[Tante Ganit] war eine Pionierin der veganen Küche in Israel, lange bevor das populär wurde. Neben ihrem Engagement für den Veganismus war sie auch eine Künstlerin. Sie verabscheute jede Art von Gewalt und war stets auf der Suche nach Frieden und Einfachheit im Leben.“

Drei Mal Hummus

Passend zum völkerverbindenen Hummus-Motto der beiden gibt es übrigens gleich drei unterschiedliche Hummus-Rezepte: ein israelisches, ein palästinensisches und ein gemeinsames aus dem „Kanaan“:

„Wenn du am Tisch sitzt, dein Brot brichst, es mit anderen Menschen teilst und man es gemeinsam in eine Schale voller Hummus tunkt, ist alles gut!“

Dankeschön für diese Hoffnung auf eine bessere, friedliche Welt!

Kanaan – das israelisch-palästinensische Kochbuch“ von von Oz Ben David, Jalil Dabit und Elissavet Patrikiou ist im Oktober bei südwest erschienen. In dieser Leseprobe könnt ihr einen Blick in das Buch werfen.

Weitere Klimabuch-Tipps findest du in unserer Klimabuchliste.