Noch Lust auf Zukunft?
Mit dieser Bedienungsanleitung bekommen wir alle wieder Lust und lernen auch noch gleich, wie es richtig geht! Dessen ist sich unsere Rezensentin für die Klimabuchmesse, Almut Petschauer, sicher – lest hier, was sie dazu noch schreibt:
Ich hatte Florence Gaub auf der Utopie-Konferenz im Herbst 2024 sprechen gehört und war sofort überzeugt von der Denkerin und ihrem Wirken. Da hatte jemand wirklich etwas zu sagen und dazu ganz lebenspraktische Ideen. Natürlich hatte ich mir sofort ihr Buch gekauft. Dann kam ich nach Hause und der Alltag, die politische Realität holten mich ein wie ein Hammer: Die Wahl in Sachsen und Leipzig, kurz darauf die Bundestagswahl …
Das Buch lag immer lesebereit da, aber irgendwie kam ich nicht mehr ran. Zukunft? Ich konnte sie so gar nicht mehr denken. Welche Zukunft? Ich steckte den Kopf in den Sand, war handlungsunfähig geworden. Dann fast 1 Jahr und eine Klimabuchmesse später begann ich endlich darin zu lesen. Ich war Florence Gaub mal wieder irgendwo im Internet begegnet und die Begeisterung für ihre Ideen war wieder aufgeflammt. Es war ein absoluter Genuss! Diesmal habe ich mir Zeit gelassen beim Lesen, das Buch hatte ja schon so lange gewartet, da kam es auch nicht mehr auf ein paar Wochen mehr oder weniger an. So habe ich Gaubs „Zukunft“ beim Lesen immer wieder zur Seite gelegt, nachgedacht und in diesem Prozess wieder ganz viel neuen Mut geschöpft!
Noch Lust auf Zukunft? Ist deine Antwort „Nein!“ Dann unbedingt lesen?
Und wenn sie „Ja“ lautet dann auch. Warum? Die Autorin hat ihr Buch „Zukunft – eine Bedienungsanleitung“ genannt. Und genau das ist der Anspruch an ihr im dtv-Verlag bereits im September 2023 erschienenen Buches, das aktuell (Stand Juni 2025) bereits in der 10. Auflage erscheint! Gaub will uns fit machen, wieder Lust auf Zukunft zu bekommen und uns zeigen, wie wir eine brauchbare und belastbare Zukunft visionieren. Denn mit einer Zukunft, die uns erfüllt, haben wir einen Handlungsplan für das Hier und Jetzt! Wir wissen, was wir sinnvolles genau heute anpacken können, um unsere Zukunft zu verwirklichen.
„Die Zukunft ist nicht das, was irgendwann tatsächlich eintritt, sondern ein individueller, kreativer, imaginärer und sinnlicher Prozess in der Gegenwart, bei dem quasi ein Hologramm einer zukünftigen Realität erzeugt wird – nicht unähnlich dem Holodeck in Star Trek.“
Mit der Kraft der richtigen Vision wieder loslegen
Dass es auf dem Weg viele Fallstricke gibt, das weiß die Zukunftsforscherin und
Direktorin den Forschungsbereich am NATO Defense College in Rom nur zu genau. Mithilfe ihrer durchdachten, gut lesbaren und dabei auch immer humorvollen und unterhaltsamen Anleitung holt sie uns müde gewordenen Leser:innen wieder aus unserem „es bringt doch eh alles nichts mehr“-Denken raus. Mit Hilfe der Kraft einer Zukunft, für die es sich auch wieder lohnt zu kämpfen, klappen wir auf der letzten Seite das Buch zu und legen los, mit dem Antrieb einer belastbaren und lohnenswerten Zukunft! Denn was wäre, wenn es uns gelingen würde, die Narration zum Thema Klima und Klimakatastrophe umzudrehen. Die Zukunft nicht länger als eine immer heißer werdende Hölle zu beschreiben, sondern als eine Utopie, ein Ort, an dem wir gut leben können, uns entfalten können, es Platz und Raum für alle gibt, für Menschen, Tiere, Pflanzen, alle Lebewesen?
„Der Trick besteht darin, die goldene Mitte zu finden, wo Kreativität, Wissen, Weisheit, Vorstellungskraft und Fakten zusammenkommen, um den Möglichkeitsraum der Zukunft zu umreißen, sich das Beste vorzustellen, sich auf das Schlimmste vorzubereiten und mit Überraschungen zu leben.“
Mit Witz und Humor verpacktes Wissens
Wir lernen von Gaub, dass Zukünfte in unseren Köpfen entstehen und dafür
„Vergangenheit, Informationen der Gegenwart und Vorstellungskraft zusammengemischt [werden], um daraus etwas ganz Neues zu machen.“
Wir erfahren, dass es verschiedene Zukünfte gibt, dass wir in der Mehrheit die persönliche Zukunft optimistischer als die der Welt einschätzen, dass sich europäische Kulturen mit Zukunft schwerer tun als asiatische.
Zukunftsforschung – eine noch ganz junge Wissenschaft
Über „Zukunft“ nachzudenken ist noch gar nicht so alt, denn solange die Zukunft von Gott gegeben erschien, lohnte es sich auch nicht darüber nachzudenken. Und doch liegen ihre Ursprünge natürlich weit in der Vergangenheit. Indem die Babylonier sich nicht länger – wie zuvor die Sumerer – auf das Beobachten der Sterne beschränkten – was an sich auch schon mega war -, sondern begannen ihren Verlauf zu berechnen, war die Zukunft nicht länger ein
„zufälliges Auftreten von Ereignissen durch launige Götter, sondern eine Wiederholung von vorhersehbaren Mustern.“
Jedoch war die Vorstellung, in die Zukunft eingreifen zu können, sie zu gestalten, diesen Kulturen immer noch völlig fremd.
„Die echte Stunde null der Zukunft, so wie wir sie heute kennen, ereignete sich im 17. Jahrhundert: Da begann die Zukunft als eine Zeit, die in erster Linie das Ergebnis menschlichen Handelns war.“
denn
„wenn jede Wirkung eine Ursache hat, sind Gottes Wege nicht mehr rätselhaft, sondern die Welt kann verstanden werden und damit auch die zukünftigen Auswirkungen.“
Was das Konzept der Lebenserwartung, die Wettervorhersage und die Versicherung, die allesamt im 19. Jahrhundert entwickelt wurden, mit der Zukunftsforschung zu tun hat und warum ausgerechnet die Gehirnscans den Durchbruch in Sachen Zukunft brachten, erklärt die Autorin ebenfalls.
Fehlerbehebung und der Weg zu einer „richtigen“ Zukunft
Aber auch die Autorin scheint beim Schreiben auf ihre Kosten gekommen zu sein und schreibt für uns Leser:innen einen humorvollen Selbsttest. Und wie bei jeder guten Anleitung werden – nachdem die Produktbeschreibung, die In-Betriebnahme und die Bedienung der Zukunft geklärt wurden – auch Sicherheits- und Warnhinweise sowie Hilfestellungen zur Fehlerbehebung mitgeliefert. Diese beiden Kapitel erklären uns, wie wir aus unserer Zukunftslosigkeit, unserem Pessimismus oder unserer Starre wieder herausfinden und zeigen uns, was wir wie neu denken können, damit wir wieder eine belastbare Zukunft entwickeln können.
„… (dass) die Zukunft (…) die einzige Zeit ist, die man mit seinem Handeln beeinflussen kann.“
Dont’s
- Wunschdenken: Wunschdenken darf nicht mit Zukunftsvision verwechselt werden. Nur weil wir nicht wollen, dass etwas passiert, wird es nicht nicht passieren, das ist naiv und viel zu gefährlich.
- Katastrophendenken ist dann wohl das andere Extrem. Außerdem greift hier der Kassandra-Komplex – den die Autorin schon in der Einleitung erklärt -, denn bei zu viel negativen Informationen stecken wir den Kopf in den Sand und machen gar nichts mehr.
Und nicht zuletzt… - Sichere Annahmen: Immer, wenn jemand sagt: „Ich bin mir ganz sicher, dass …“ sollten wir hellhörig werden. Uns selbst können wir davor schützen, indem wir uns fragen, wenn wir bei etwas sehr sicher sind, unter welchen Umständen wir unsere Meinung ändern müssen.
Superkraft – Agilität
Also unsere Fähigkeit gebrauchen, auf Unerwartetes reagieren zu können, die eigenen Erwartungen und Vorstellungen immer wieder in Frage stellen zu können und sich neu zu justieren und damit veränderte Situationen nutzen – denn, wie schon gesagt, auch Unerwartetes kann schön sein!
„Im Gehirn ist die Zukunft tatsächlich annähernd so real wie Vergangenheit und Gegenwart.“
Also auf, lasst uns gemeinsam auf die Suche nach unserer guten Zukunft gehen!
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